Wie aus einer Stipendiatin ein Star geworden ist
Lise de la Salle hat das Konzertjahr der Dortmunder Mozart Gesellschaft eröffnet.
Für das Publikum ist ein Wiederhören mit ehemaligen Stipendiaten immer wieder schön. In der Jahresauftakt-Matinee der Dortmunder Mozart Gesellschaft im Konzerthaus Dortmund war am Sonntagvormittag Pianistin Lise de la Salle zu Gast. Die nun 36-Jährige war 2008 Stipendiatin der Mozart Gesellschaft, und ein Jahr später wurde sie für drei Jahre „Junge Wilde“ des Konzerthauses. Als Solistin in Griegs Klavierkonzert stellte sich die Französin nun als ausgereifte Interpretin vor.
Mit Zäsuren zwischen den kraftvoll herausgespielten Akkorden des Beginns und einem sehr markanten Spiel führte Lise de la Salle in nordische Klangwelten.
Präzision mit links
Viel Kraft hat das Spiel der jungen Pianistin, aber auch eine große Ästhetik im Anschlag. Da klang das ungemein zierlich herausgespielte Adagio überaus zärtlich – und die Begleitung der Jenaer Philharmonie war in diesem Satz ein Traum. Mit Schuberts „An die Musik“ dankte Lise de la Salle als Zugabe. Diese Pianistin ist ein Beispiel dafür, wie gut die Mozart Gesellschaft junge Talente, die sie seit inzwischen 69 Jahren fördert, auswählt.
Mit Ravels „Tombeau de Couperin“ hatten die Thüringer den Vormittag feingliedrig und mit vielen französischen Farben eröffnet. Der Jenaer Generalmusikdirektor Simon Gaudenz führte den Taktstock mit der linken Hand – was man selten sieht. Vielleicht ist das sogar vorteilhafter, weil er mit der rechten Hand die Partiturseiten besser umblättern konnte und die ersten Geigen näher am Taktstock saßen und vielleicht noch präziser spielten.
Schumanns „Frühlingssinfonie“ ließ bei den Temperaturen draußen von mehr Sonne träumen. Aber die Jenaer ließen durch die Musik kein laues Lüftchen wehen, sondern luden mit einem kraftvollen Spiel zum wilden Tanz ein. Dazu passt der sechste Ungarische Tanz von Brahms als Zugabe. – Ein schwungvoller Jahresstart der Mozart Gesellschaft, auch, wenn diesmal kein Werk des Namensgebers auf dem Programm stand.
*J. Gaß