Konzertkleidung der Musiker und die Pauken waren im LKW verschlossen
Ohne Konzertkleidung und ohne Pauken kamen die Jenaer Philharmoniker am Sonntag zur Matinee der Mozart Gesellschaft Dortmund mit zehn Minuten Verspätung auf die Bühne des Konzerthauses. Die Klappe des LKW der Thüringer mit den Kleiderkisten und Pauken ließ sich nicht mehr öffnen.
Die Pauken bekam das Orchester von den Dortmunder Philharmonikern geliehen, und in Jeans und Sweatshirt spielten die 48 Musiker nicht schlechter als im Abendkleid und Frack.
Einen schottischen Mendelssohn-Rahmen hatte die Matinee mit der „Hebriden“-Ouvertüre und der „Schottischen Sinfonie“. Kontrastreich in Tempo und Dynamik legte Simon Gaudenz am Pult beide Werke an, betonte mit einem temperamentvollen, kraftvollen Dirigat das Schroffe und Aufbrausende der Musik. Der 48-jährige Schweizer zeigte aber auch ausgelassene Tanzmusik und ließ das Orchester später gefühlvoll weich spielen.
Mit dem Moskauer Pianisten Ivan Bessonov, Stipendiat der Mozart Gesellschaft Dortmund seit 2019, hatte der Jenaer Generalmusikdirektor einen Partner als Solisten in Mozarts Klavierkonzert KV 491, der ebenso differenziert gestaltete. Auf die sanft gespielte Einleitung folgte fast chopinsche Brillanz und am Schluss ein detailverliebt ausgeformtes Finale. Wirkungsvoll: Gaudenz setzte die Holzbläser nach vorn, dahin, wo sonst die ersten Geigen sitzen. Dadurch klangen sie präsenter.
Mit Tschaikowskys „Nussknacker“-Konzertsuite, die Bessonov kraftvoll wie ein Rachmaninoff-Werk spielte, und einem Bach-Prélude dankte der erst 20-jährige als Zugabe. Mozarts „Figaro“-Ouvertüre als Zugabe des Orchesters sprengte jedoch nach dem zu langen Programm den Zeitrahmen.
*JG